Als Milchkuh eignet sich in Berlin jedes Projekt. Besonders schäbig ist sicher der Missbrauch von Vorhaben, die ausdrücklich den ohnehin Benachteiligten zugute kommen sollten. Auch deshalb soll hier ein Fall aus dem öffentlich geförderten Wohnungsbau vorgestellt werden.
Ein Ausbeuter ist jemand, der etwas beansprucht und nicht die entsprechende Gegenleistung erbringt. In diesem Fall heißt der Nutznießer, der öffentliche Leistungen einstreicht und die entsprechenden Gegenleistungen verweigert, Predac Immobilien Management AG. Die Milchkuh sind Wohnungen in Berlin Friedrichshain, deren Bau öffentlich gefördert worden ist.
Aber der Wiesbadener Immobilienfirma reicht es offenbar nicht, von einem öffentlich geförderten Projekt profitieren zu können. Das Mittel der Wahl zur Profitmaximierung ist die Täuschung in jeglicher Hinsicht. Darauf scheint man bei Predac geradezu spezialisiert zu sein. Wie weiter unten zu erläutern sein wird, täuscht Predac die Allgemeinheit, die Mieter, das Berliner Amtsgericht und wohl auch die Investoren, die in ihre geschlossenen Immobilienfonds eingezahlt haben.
Wie auf der Internetseite mitgeteilt wird, bietet Predac "Vermögensanlageprodukte für anspruchsvolle Anleger". Offenbar geht es um die Erzielung möglichst hoher Profite. Entsprechend erläutert Predac weiter:
Wir wählen bei der Anlageentscheidung speziell solche Immobilien aus, die aufgrund ihrer Lage, ihrer Substanz und architektonischen Gestaltung besonderes Potential haben,
überdurchschnittliche Mieten zu erzielen. (Predac, Homepage)
Als Projektbeispiel wird auch der Wohnpark Stralau in Berlin Friedrichshain genannt. Einige der Gebäude werden mit eindrucksvollen Fotos präsentiert. Den Betrachtern der Homepage soll offenbar der Schluss nahegelegt werden, dass es sich hier um ein attraktives Wohngebiet und qualitativ hochwertige Wohnungen handelt.
Auf der Predac Homepage wird jedoch verschwiegen, dass es sich beim Wohnpark Stralau um öffentlich geförderte Wohnhäuser handelt. Es war die Absicht des Landes Berlin, günstigen Wohnraum zu schaffen. Entsprechend existiert ein Fördervertrag, der auch die von Predac zu erbringenden Gegenleistungen und Zugeständnisse festlegt. Dieser Fördervertrag ist noch bis zum 1.12.2014 (Wohnpark Stralau II) bindend.
In dem Fördervertrag werden auch die maximal zulässigen Mietpreise der einzelnen Wohnungen festgelegt. Damit sollte unter anderem sichergestellt werden, dass die Wohnungen zumindest während der Vertragslaufzeit zu unterdurchschnittlichen Mietpreisen zur Verfügung stehen. Es war also von Anfang an vertraglich ausgeschlossen, dass mit diesen Wohnungen wie von Predac behauptet überdurchschnittliche Mieten erzielt werden konnten. Möglicherweise sind die Anleger, die bei Predac investiert haben, diesbezüglich getäuscht worden.
Die Mietpreisentwicklung laut Berliner Mietspiegels bestätigt, dass sich die mittleren Mietpreise dieser Kategorie (Neubauwohnungen, mittlere Wohnlage) in Berlin seit 2005 nur leicht um 1,3 bis 1,8 Prozent erhöht haben. Ganz offensichtlich hat sich Predac mit den Investments verspekuliert und die Mietpreisentwicklung falsch eingeschätzt.
Auch die Ausstattung der Wohnungen ist alles andere als luxuriös. Die Wohnungen sind einfach ausgestattet. Es gibt keinerlei Rollos an den Fenstern, die Küchen sind in vielen Fällen nicht nicht von den übrigen Wohnbereichen abgetrennt. Offenbar wollte man sich die Türen sparen. Dafür verbreitet sich nun der Essensgeruch ungehindert in den Wohnungen und im Winter müssen die Küchen ständig mitgeheizt werden.
Die eingesetzten Baustoffe und Materialien scheinen billig und teilweise minderwertig zu sein. Die Fenster sind häufig undicht. Wenn man Pech hat, dann kann einem auch schon einmal eine aus den Angeln fallende Balkontür beim Öffnen entgegenkommen.
In den letzten Jahren gab es auch vielfach Probleme mit den Installationen. So gab es zahlreiche Wasserschäden durch undichte Heizungsrohre. Immer wieder mussten Reparaturen und aufwändige Bautrocknungen durchgeführt werden. Eine Erdgeschosswohnung wurde durch aufsteigendes Abwasser vollkommen verdreckt und unbewohnbar gemacht. Offenbar ist bei der Bauausführung geschlampt worden.
Trotzdem möchte Predac offenbar weiter den unrichtigen Eindruck verbreiten, dass es sich bei den Wohnungen des Wohnparks Stralau um attraktive Wohnungen mit gehobener Ausstattung handelte. Dazu wurde zuletzt auch ein wenig Geld in die Hand genommen. Kleine Malerarbeiten wurden ausgeführt und die Treppenhäuser grundgereinigt.
Demnächst soll wohl Kasse gemacht werden. Die Rede ist davon, dass demnächst möglichst viele Wohnungen verkauft werden sollen. Dazu benötigt man jedoch solvente Mieter oder Käufer, die man mit möglichst hohen Kaltmieten blenden kann. Außerdem möchten die Investoren der Predac Immobilienfonds wohl eine attraktive Rendite sehen. Bezahlen müssen dies letztlich die Mieter, die gehofft hatten hier längerfristig ein zu Hause zu finden. Für deren Rechte und Interessen interessiert Predac sich jedoch offenbar überhaupt nicht.
Mehr noch, Predac kümmert sich auch nicht um die mit der Allgemeinheit geschlossenen Förderverträge. Offenbar sind die Verträge in den letzten Jahren vor allem bei Neuvermietungen verletzt worden. Das muss Predac bewusst sein. Trotzdem ist einem Mieter gekündigt worden, dessen Kaltmiete unzulässig hoch ist. Um die unbegründete Forderung durchzusetzen hat Predac auch ein Gerichtsverfahren angestrengt. Die Predac Strategie ist deshalb nicht nur unanständig, sondern auch als rechtsmissbräuchlich zu bewerten.
Die Investitionsbank Berlin (IBB) hat als Förderbank des Landes Berlin den Fördervertrag ursprünglich mit dem Investor ausgehandelt und wäre eigentlich verpflichtet, die Einhaltung zu kontrollieren und nötigenfalls einzugreifen. Doch die IBB und deren Verwaltungsrat sind bisher untätig geblieben.
Wie Berliner Medien zum Beispiel hier berichteten, ist vor einigen Tagen jedoch der gesamte IBB-Vorstand, namentlich Ulrich Kissing sowie Frank Schneider, abgesetzt worden. Als Grund nannte die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer angeblich nicht oder nicht rechtzeitig abgeführte Sozialabgaben.
Am 27.3.2014 wurde außerdem zum Beispiel hier gemeldet, dass der Berliner Bausenator Michael Müller (SPD) am 26.3.2014 den Staatssekretär Ephraim Gothe mit sofortiger Wirkung abgesetzt hatte. Gothe war für die Berliner Baupolitik zuständig. Eine Begründung für die Personalentscheidung wurde jedoch nicht genannt. Selbst die Berliner SPD rätselte intern über die Beweggründe Müllers, die zu dieser Entlassung geführt haben.
Ein Antwortschreiben vom 6.3.2014 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt könnte diesbezüglich allerdings aufschlussreich sein. Im Januar waren die Senatoren Cornelia Yzer und Michael Müller als Verwaltungsratsvorsitzende der IBB über den Fall "Wohnpark Stralau" ausführlich informiert worden. Das Antwortschreiben vom 6.3.2014, das wohl der ehemalige Staatssekretär Gothe zu verantworten hat, kann jedoch nur als erstaunlich bezeichnet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eben dieses Schreiben die Begründung für die genannten Entlassungen der letzten Tage enthält. (28.3.2014)
2.1.2014 / Letzte Änderung: 28.3.2014