Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut (OTTI)

Das Kürzel "OTTI" ist in der deutschen Solarszene schon seit Jahrzehnten bekannt. Das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut in Regensburg ist nämlich Veranstalter des jährlichen Symposiums Photovoltaische Solarenergie. Die Zusammenkünfte im Kloster Banz bei Bad Staffelstein sind eine Art Familientreffen. Das Magazin PHOTON berichtete 2008 unter dem Titel "Immer wieder nett":

 

Das Wort "Familientreffen" für das alljährliche Symposium Photovoltaische Solarenergie im Kloster Banz bei Bad Staffelstein ist zwar abgedroschen, aber treffend. (Jochen Siemer, Immer wieder nett, PHOTON April 2008).

 

Der Artikel hat offenbar auch dem OTTI gefallen und ist wohl deshalb hier zur Eigenwerbung auf der Homepage bereit gestellt worden.

29. Symposium Photovoltaische Solarenergie

Das 29. Symposium vom 12. bis 14.3.2014 steht demnächst an. Wie ein Rückblick auf frühere Treffen zeigt, bestätigen auch die Teilnehmer die angenehme familiäre Atmosphäre, die nicht wie auf Messen durch Kunden oder Besucher getrübt wird.

 

Der hier auch nebenstehend abrufbare Zusammenschnitt des Symposiums 2011 hätte sicher mehr Klicks bei YouTube verdient, obwohl die penetrante musikalische Untermalung tatsächlich unpassend ist. Viel wichtiger scheint jedoch, dass der kurze Film sehr aufschlussreich hinsichtlich der Auswüchse und der katastrophalen Entwicklung der deutschen Solarindustrie der letzten Jahre ist, worauf weiter unten noch zurück zu kommen sein wird.

"Medienpartner"

"Medienpartner" des 29. OTTI Symposiums Photovoltaische Solarenenergie
"Medienpartner" des 29. OTTI Symposiums Photovoltaische Solarenenergie

Die vielen gemeinsamen Jahre haben die Solarfamilie offenbar zusammen geschweißt. Über die Treffen im Kloster Banz wird zwar berichtet, jedoch wurden offenbar nur handverlesene Medienvertreter eingeladen. Nebenstehend ist eine Aufstellung der "Medienpartner" zu sehen, die zum 29. Symposium registriert sind.

 

Vertreten sind offenbar alle Zeitungen und Zeitschriften, die regelmäßig über Solarstrom berichten, darunter auch PHOTON und photovoltaik. PHOTON ist als Mitglied der PHOTON-Gruppe des Philippe Welter in ein größeres Netzwerk eingebunden. Die Berichterstattung war in der Vergangenheit stark interessengeleitet. Dennoch wurde die PHOTON-Berichterstattung oft und offenbar gerne von anderen Medien aufgegriffen. Für eine geschlossene Gemeinschaft wie das OTTI-Symposium war und ist PHOTON offenbar der ideale Multiplikator.

 

Das Magazin Photovoltaik gehörte bis 2013 zur Solarpraxis AG und wurde damit von Karl-Heinz Remmers kontrolliert. Die Zeitschrift berichtete vollkommen unkritisch. Insbesondere der aktuelle Chefredakteur Heiko Schwarzburger scheint der deutschen Solarszene geradezu hörig verbunden zu sein.

Rückblende: Winfried Hoffmanns "herzliche Bitte"

Die "Partnerschaft" zwischen der Symposiumsleitung und den auserwählten Medien wird schon durch die hier und nebenstehend einsehbare kurze Zusammenfassung des 26. Symposiums anschaulich dokumentiert.

 

Das Video zeigt einen Ausschnitt einer "Pressekonferenz", die auch in vollständiger Länge vorliegt. Als Vertreter PHOTONs hat der damalige stellvertretende Chefredakteur Christoph Podewils an der Verantstaltung teilgenommen.

 

Teilnehmer waren auch Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), und Winfried Hoffmann, Lobbyist und seit 2012 Präsident des Verbands der europäischen Solarindustrie (EPIA). Insbesondere Hoffmann instruierte die anwesenden "Partner" ungeniert:

 

Und da kann die Photovoltaik einen Riesenbeitrag leisten und das positiv zu verkaufen und zu schreiben. Da würde ich Sie also ganz herzlich bitten, nicht die Probleme in den Vordergrund stellen, sondern die Möglichkeiten, dass es technologisch alles funktioniert. (Winfried Hoffmann, Pressegespräch, OTTI Symposium Photovoltaische Solarenergie 2011)

 

Als ehemaliger Mitarbeiter des amerikanischen Maschinenbauers Applied Materials und Aufsichtsrat des Wechselrichterbauers SMA wusste Hoffmann es allerdings besser. Tatsächlich funktionierte nicht alles so, wie es die Lobbyisten gerne gehabt hätten. Applied Material hatte sein Engagement im Dünnschichtsektor schon 2010 eingestellt und schon seit Jahren hatte man bei SMA mit viel zu komplizierter Technik und Qualitätsproblemen zu kämpfen. Aber über diese und andere Schwierigkeiten, die auch den "Medienpartnern" bekannt waren, sollte nach Ansicht Hoffmanns einfach nicht berichtet werden.

 

Hoffmann verlangte mit dem Appell von seinen "Partnern" ganz unverblümt, dass die Allgemeinheit, die die Branche finanzierte und trug, weiter zum Narren gehalten werden sollte. Doch die Jorunalisten reagierten nicht. Es regte sich keinerlei Protest gegen diesen dreisten Versuch der Einflussnahme und Eingriff in die Unabhängigkeit der Medien. Da niemand widersprach oder etwa protestierend den Raum verließ, konnte das Gespräch im Sinne der Lobbyisten fortgesetzt werden.

 

Schließlich verstieg Hoffmann sich ein weiteres Mal mit dieser dreisten Aufforderung, die tatsächlichen Sachverhalte schön zu färben:

 

Und auch an der Stelle gilt, dass wir gemeinsam die positiven Dinge, die dann damit möglich sind, die entsprechend nach draußen zu verbreiten, und nicht wieder Basel III bemühen, dass das alles sowieso nicht von den Banken finanziert wird, dann haben wir es abgewürgt. (Winfried Hoffmann, Pressegespräch, OTTI Symposium Photovoltaische Solarenergie 2011)

 

Die OTTI-Jahrestreffen mögen für die Teilnehmer angenehm und erfreulich gewesen sein, doch ob dies der richtige Umgang mit den Interessen der Allgemeinheit und den Zukunftsperspektiven der Solarindustrie ist, muss bezweifelt werden. Allein der Versuch, auf die oben dokumentierte Art und Weise die Medien zu vereinnahmen und zu instrumentalisieren, ist ungeheuerlich. Dass dieser Versuch offenbar erfolgreich gelungen ist und die Medienvertreter sich im Sinne der Solarlobbyisten haben vereinnahmen lassen, ist schlicht ein Verrat der Interessen der Allgemeinheit und der Energiewende.

Soltecture GmbH (ehemals Sulfurcell GmbH)

Die OTTI-Symposien waren offenbar ein Raum, in dem regelmäßig der Zusammenhalt der Solarfamilie gestärkt wurde. Jegliche Kritik war unerwünscht, sogar die Darstellung der Branche nach außen wurde über die ausgewählten "Medienpartner" wie oben geschildert kanalisiert und kontrolliert. Vor diesem Hintergrund werden bestimmte Fehlentwicklungen nur zu verständlich. Durch die fehlende Konkurrenz und fehlende kritische Stimmen konnten auch vollkommen aussichtslose Ideen propagiert werden.

 

Beispielhaft dafür sei hier die Ausgründung des Hahn-Meitner Instituts (HMI) Sulfurcell genannt, die später in Soltecture umbenannt wurde. Schon kurz nach der Errichtung einer Pilotfertigung berichtete der Mitgründer und HMI-Absolvent Nikolaus Meyer in einem OTTI "Profiseminar" erste Ergebnisse. Nachfolgend dazu einige Folien aus dem Vortrag vom 28.11.2005:

Es ist erstaunlich, dass der Geschäftsführer eines Industriebetriebs kurz nach der Herstellung erster Prototypen derartig berichtet. Mit einer Testanlage, die aus sechs (!) Solarmodulen bestand, sollte die Tauglichkeit und Überlegenheit der eigenen angeblich erfolgreich entwickelten Technologie belegt werden.

 

Die Anlage verfügte über eine Nennleistung von nur 270 Watt, somit erreichten die Module eine Durchschnittsleistung von 45 Watt. Schon 2005 waren derartige Werte indiskutabel niedrig. Ein Abgleich der Ertragswerte von sechs Modulen über nur drei Wochen besagt außerdem überhaupt nichts, was jeder Laie leicht nachvollziehen kann.

 

Doch die Ergebnisse schienen dem industrieunerfahrenen Berufsanfänger Nikolaus Meyer sogar ausreichend, um den künftigen Kunden eine Leistungsgarantie über 20 Jahre zu versprechen, die nach wie vor hier auf der Homepage der Firma Energiebau Solarstromsysteme abrufbar ist.

 

Wie oben ersichtlich versicherte Meyer sogar ausdrücklich die Leistungsstabilität der Module ("Stabile Materialien, keine Degradationseffekte"). Tatsächlich war jedoch in Fachkreisen schon damals bekannt, dass die von Sulfurcell hergestellten Module besonders instabil waren und sehr schnell ihre Leistung verloren. Bestätigt wurde dies auch durch Recherchen der Fachzeitschrift PHOTON. 2011 befasste sich die Redakteurin Ines Rutschmann mit dem Fall und nahm wahrscheinlich auch Rücksprache mit Olga Papathanasiou, die bis 2009 ebenfalls als PHOTON-Redakteurin tätig war. Außerdem ist Papathanasiou als Physikerin und HMI-Absolventin eine ausgewiesene Expertin für das Sulfurcell-Verfahren.

 

Weiter vergaloppierte sich Nikolaus Meyer im OTTI-Seminar mit einem Ausblick in die Zukunft. Angeblich sollte die Modulleistung bis 2010 auf 85 Watt gesteigert werden. Die dargestellte Prognose war jedoch in mehrfacher Hinsicht unseriös. Einerseits haben Labor- und Maximalwerte keinerlei Aussagekraft hinsichtlich der Tauglichkeit einer Technologie. Zudem war der angepeilte Wirkungsgrad von 12 Prozent definitiv nicht erreichbar, da die Übertragung von Laborverfahren auf größere Flächen zwangsläufig mit geringeren Leistungen einher geht. Entsprechend gelang es der Firma bis zur Insolvenz im Jahr 2012 auch nicht, mit diesem Ansatz über eine Modulleistung von 60 Watt hinaus zu kommen.

25.2.2014 / Letzte Änderung:

Freiheit stirbt immer zentimeterweise:

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Typologie der Herstellungsverfahren für Solarmodule

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