Berliner Morgenpost

Bisher gehörte die Regionalzeitung Berliner Morgenpost zur Springer-Gruppe. Im Juli 2013 wurde der Verkauf des Blattes an die Funke Mediengruppe bekannt gegeben. In einem Artikel vom 3.12.2013 teilte die Morgenpost mit, dass der Verkauf vom Kartellamt genehmigt worden war.

 

Als Tageszeitung der Hauptstadt war die Berliner Morgenpost der Berliner Solarszene offenbar eng verbunden. Seit der Jahrtausendwende berichtete die Zeitung regelmäßig über die Berliner Branche. Die Berichterstattung war weitgehend oberflächlich und unkritisch. Teilweise wurde geradezu überschwänglich positiv berichtet.

 

Innerhalb des Springer Konzerns arbeitete auch die Wirtschaftsredaktion der überregionalen Zeitung Die Welt für die Morgenpost.

 

Seit dem 22.7.2010 bestand ein Kontakt zur gemeinsamen Wirtschaftsredaktion der Welt und der Morgenpost. Zunächst wurde der Redakteur Daniel Wetzel auch auf eigenen Wunsch mehrfach informiert. Später wurde auch der Redakteur Hans-Jörg Evert umfassend informiert. Interessant scheint außerdem, dass die Redaktion nach Angaben Wetzels auch im Kontakt mit der Redaktion des Fachmagazins PHOTON stand.

Berichterstattung über die Soltecture GmbH

Besonders auffällig scheint die Berichterstattung der Morgenpost über die Soltecture GmbH (früher Sulfurcell GmbH), eine Ausgründung des Berliner Helmholtz-Zentrums (HZB).

 

Soltecture hat auf seiner Homepage von Anfang an mit Medienberichten in eigener Sache geworben. Auch die Berichte der Morgenpost haben der Firmenleitung offenbar gefallen. Noch jetzt sind zwei Artikel der Zeitung ("Solarzellen liefern Strom ohne Silizium" vom 16.4.2006 und "Berlins junger Sonnenkönig" vom 10.7.2008) ohne Quellenangabe abrufbar. In den Berichten wurde der Mitgründer Nikolaus Meyer in das denkbar beste Licht gerückt und sogar als "Sonnenkönig" bezeichnet. In beiden Fällen wurde offenbar das gleiche Bildmaterial verwendet, um die Person Meyers in den Vordergrund zu rücken.

 

Nach der Kontaktaufnahme am 22.7.2010 zeigte sich die Wirtschaftsredaktion der Morgenpost an weiteren Informationen eines Informanten interessiert. Es entwickelte sich ein Austausch, der durch einige Mails und Briefe dokumentiert ist. Laut Daniel Wetzel stand Sulfurcell 2011 bei der Berliner Morgenpost "unter besonderer Beobachtung":

 

Die Sache mit Sulfurcell vergessen wir hier nicht. Das Unternehmen ist jetzt unter besonderer Beobachtung, wir machen da noch was dazu. Profitiert das Unternehmen heute eigentlich auch noch in irgendeiner Form von Landesbeihilfen? (Daniel Wetzel, Mail vom 11.8.2011)

 

Die Morgenpost wollte auch eine mögliche PHOTON-Berichterstattung aufgreifen. Wetzel hatte zwischenzeitlich auch seinen Redaktionskollgegen Hans-Jörg Evert hinzugezogen:

 

Vielleicht können wir die Photon-Berichterstattung aufnehmen, mal sehen. Hans Evert ist in der Wirtschaftsredaktion speziell für Berliner Firmen verantwortlich. Er sitzt hier vier Meter von mir entfernt und wir haben die ganze Sulfurcell-Nummer (wie auch Solon) besprochen. (Daniel Wetzel, Mail vom 12.8.2011)

 

Im Rahmen der Zusammenarbeit war die Berliner Morgenpost auch informiert worden, dass der Informant unbegründet von der Leitung Sulfurcells und weiteren Verantwortlichen angegriffen worden war. Wetzel und Evert sind auch darüber informiert worden, dass Sulfurcell 2011 in Zusammenarbeit mit PHOTON heimlich einige Geschädigte entschädigt hatte.

Falschberichterstattung: "Sonnenfinsternis über Berlin"

Weder die Welt noch die Morgenpost haben jedoch über die mitgeteilten Sachverhalte berichtet. Stattdessen veröffentlichte die Berliner Morgenpost am 27.2.2012 den Artikel "Sonnenfinsternis über Berlin", der vor dem geschilderten Hintergrund nur als planmäßige Falschberichterstattung bezeichnet werden kann. Der Artikel ist im Internet nicht frei abrufbar und wird deshalb nachfolgend zur Verfügung gestellt:

Berliner Morgenpost, "Sonnenfinsternis über Berlin", 27.2.2012
Sonnenfinsternis über Berlin.pdf
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In der Einleitung schreibt der Redakteur Hans Evert zusammenfassend:

 

Es sind die klassischen Zutaten einer erfolgreichen Unternehmensgeschichte. Eigentlich. Junge Wissenschaftler entwickeln ihren Forschungsgegenstand zur Geschäftsidee. Investoren aus aller Welt zeigen sich begeistert und geben Geld. Auch die Landespolitik ist wohlwollend, verleiht einen Gründerpreis und gewährt finanzielle Unterstützung. (Berliner Morgenpost, "Sonnenfinsternis über Berlin", 27.2.2012)

 

Diese Darstellung zur Unternehmensgründung ist jedoch unzutreffend.  Die Investoren waren keineswegs "begeistert" gewesen. Tatsächlich hatten die Gründer über drei Jahre lang nach Kapitalgebern für eine erste relativ kleine Investition gesucht. Der Firmenstart gelang schließlich nur deshalb, weil sich die öffentliche Hand entscheidend beteiligte. Diese und andere Sachverhalte waren auch mit der Redaktion besprochen worden. Die Morgenpost hatte sogar selbst in dem Artikel "Solarzellen liefern Strom ohne Silizium" entsprechend berichtet. Eine Zusammenfassung zur Gründungsphase Soltectures ist hier abrufbar.

 

Abgesehen davon enthält der Artikel vom 27.2.2012 keinerlei Informationen, die der Redaktion von einem sachverständigen Informanden seit 2010 mitgeteilt worden waren. Es blieb auch unerwähnt und unhinterfragt, dass die Firmenleitung diesen Informanten seit Februar 2011 unbegründet angegriffen hatte. Ebenso unerwähnt blieben die Entschädigungsaktionen, die die Leitung Sulfurcells 2011 heimlich in Abstimmung mit PHOTON durchgeführt hatte.

 

Evert berichtete zwar über die kritische Situation der Firma. Für 2011 machte er jedoch falsche Angaben zum Geschäftsergebnis. Der Verlust betrug nicht wie berichtet "rund elf Millionen Euro", sondern war mehr als doppelt so hoch. Das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) nannte im Jahresabschluss 2011 einen Fehlbetrag von 24,6 Millionen Euro. In einem "Gutachten" bezifferte der Insolvenzverwalter Hartwig Albers den Fehlbertrag 2011 sogar auf 25,8 Millionen Euro. Wetzel und Evert wurden mehrfach auf die falschen und unglaubwürdigen Zahlen hingewiesen. Die Hinweise blieben bisher jedoch unbeantwortet.

 

Im Mai 2012 folgte schließlich die unvermeidliche Insolvenz Soltectures. Es ist offensichtlich, dass die Berliner Morgenpost mit dem Artikel "Sonnenfinsternis über Berlin" wider besseres Wissen falsch und unvollständig berichtet hat. Offenbar wollten die Redakteure Wetzel und Evert nicht angemessen berichten. Das ist ein Sachverhalt, der die Geschädigten und Gläubiger im Insolvenzverfahren sicher interessieren wird. Es ist davon auszugehen, dass die Berliner Morgenpost den Geschädigten Soltectures gegenüber schadenersatzpflichtig ist.

2.3.2014 / Letzte Änderung:

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