Kai Kupferschmidt: Autorentätigkeit

Zur Autorentätigkeit von Kai Kupferschmidt liegen derzeit gut 1100 Nachweise von Veröffentlichungen zumeist einschließlich der Volltexte vor. Nicht mitgezählt sind hier und nachfolgend Mehrfachveröffentlichung und Übersetzungen beim selben Herausgeber.

Mitglied der Wissenschaftspressekonferenz (WPK)

Kupferschmidt betreibt seine Autorentätigkeit seit 2009 auch als Mitglied der Wissenschaftspressekonferenz (WPK). Die WPK versteht sich als Verband von Wissenschaftsjournalisten in Deutschland. Mitglied kann nur werden, wer als Journalist hauptberuflich regelmäßig über wissenschaftliche Themen berichtet. Voraussetzung ist außerdem die Befürwortung einer Neumitgliedschaft durch zwei WPK-Mitglieder. Bisher ist nicht bekannt, wer die Aufnahme Kupferschmidts im WPK befürwortet hat.

 

Kupferschmidt stellte sich 2009 im Verbandsorgan WPK-Quarterly vor und behauptete,  seine "Begeisterung für den Wissenschaftsjournalismus" schon zu seiner Schulzeit in England entdeckt zu haben.

 

WPK veranstaltete für seine Mitglieder auch Reisen, so etwa vom 17.9. bis 28.9.2012 eine sogenannte Recherchereise nach Brasilien. Thema war die "Biodiversität im Regenwald", aber auch der Spaß sollte wohl nicht zu kurz kommen. Deshalb war als Abschluss der Reise "natürlich Rio mit dem Zuckerhut" geplant.

 

Die WPK sei schon hiermit aufgerufen, Einzelheiten zu dieser Reise und den Teilnehmern bekannt zu geben, insbesondere weil die terminlichen und sonstigen Angaben dieser Veranstaltung gut zu einer sehr persönlichen Berichterstattung Kupferschmidts passen. Die Allgemeinheit wüsste gerne, wie diese und vergleichbare Veranstaltungen des WPK abgelaufen sind und wer die Kosten getragen hat.

Übersicht

Nach ersten Veröffentlichungen ab 2007 im Bonner General-Anzeiger, Stern, Berliner Zeitung, Rheinischen Post und anderen Blättern wurde Kupferschmidt im Januar 2009 Redaktionsmitglied beim Berliner Tagesspiegel. Anfangs wurde Kupferschmidt den Lesern gelegentlich als "Dipl. Molekularbiomediziner" vorgestellt.

 

Von 2008 bis 2014 veröffentlichte der Tagesspiegel etwa 400 Beiträge Kupferschmidts, darunter auch einige Kolumnenbeiträge, die Kupferschmidt als Urlaubsvertretung des damaligen Leiters des Wissenschaftsressorts Hartmut Wewetzer verfasste. Warum Kupferschmidts Laufbahn beim Tagesspiegel 2014 überraschend endete ist bisher nicht bekannt.

 

Von 2014 bis 2018 zählte Kupferschmidt zu den Stammautoren der Süddeutschen Zeitung. Bisher hat er für die SZ gut 100 Beiträge verfasst. Außerdem schreibt Kupferschmidt seit 2009 sporadisch für das Magazin Apotheken Umschau. Zur Übersicht die nachfolgende Auswertung der Datenbank pvArchiv.

Auswertung pvArchiv: Veröffentlichungen je Kalenderjahr, Kai Kupferschmidt, Stand 1.12.2020 (Auszug, ohne Mehrfachveröffentlichungen)
Auswertung pvArchiv: Veröffentlichungen je Kalenderjahr, Kai Kupferschmidt, Stand 1.12.2020 (Auszug, ohne Mehrfachveröffentlichungen)

Seit 2011 ist das amerikanische Magazin Science mit derzeit etwa 380 recherchierten Veröffentlichungen der wichtigste Auftraggeber Kupferschmidts. Science erscheint alle zwei Wochen, Herausgeber ist die American Association for the Advancement of Science (AAAS). Der Kontakt dürfte 2010 im Rahmen eines Stipendiums der Robert-Bosch Stiftung hergestellt worden sein.

 

Die AAAS ist kein journalistischer Herausgeber. Die Organisation betreibt Lobbyismus für die amerikanische Wissenschaft. Science stellt Kupferschmidt als "contributing correspondent" mit Sitz in Berlin vor. Es ist schon erstaunlich, dass ein Journalist bei einem solchen Magazin überhaupt als Stammautor tätig ist. Aktuell gibt Kupferschmidt sogar an, fast nur noch für Science zu arbeiten. Im Rahmen eines Gesprächs über den Kinofilm Contagion, das im März 2020 im Internet veröffentlicht wurde, erklärte Kupferschmidt: "Inzwischen arbeite ich eigentlich fast nur noch für Science."

Arbeitsweise

Abgesehen von handwerklichen Mängeln in den Texten und immer wieder einseitiger und stereotyper Berichterstattung finden sich einige typische schon von anderen Autoren (etwa Köpke, Janzing, Jensen, Rentzing) bekannte unseriöse Techniken auch bei Kai Kupferschmidt.

 

Auffällig ist vor allem die mehrfache Verwertung von Beiträgen mehr oder weniger zeitversetzt in anderen Medien. Teilweise betreibt der Tagesspiegel die Weiterverwertung seiner Texte in anderen Zeitungen ganz ungeniert, aber immerhin für den Leser ersichtlich. So wurden auch Texte Kupferschmidts für den Tagesspiegel etwa an Zeit Online oder die Potsdamer Neuesten Nachrichten verkauft. Der Tagesspiegel verkauft seine Texte auch regelmäßig an weitere Zeitungen wie den Bremer Weserkurier oder die Sächsische Zeitung.

 

Schon dieses Geschäftsmodell ist fragwürdig, führt es doch zu einer Vereinheitlichung der Medienlandschaft und Einschränkung der Medienvielfalt. Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine bestimmte regionale Zeitung mit seinen Texten auf diesem Weg bundesweit bestimmend werden sollte. Immerhin wird in solchen Fällen der Tagesspiegel meist als Quelle genannt.

 

Mehr als unseriös ist diese Vorgehensweise jedoch, wenn die Herkunft der Texte und die Auftraggeber für den Leser nicht erkennbar sind und durch bestimmte Maßnahmen planmäßig verschleiert werden. Einige derartige Fälle sind auch unter den Texten Kupferschmidts zu finden. So hat Kupferschmidt Auftragstexte aus Science mehr oder weniger gekürzt oder ergänzt und bei seinen deutschen Stammkunden Tagesspiegel oder Süddeutsche Zeitung platziert.

Fallbeispiel Biowaffen

Am 16.8.2016 hat Science einen Beitrag Kupferschmidts mit dem Titel "Anthrax genome reveals secrets about a Soviet bioweapons accident" zum Thema Biowaffen veröffentlicht. Der Beitrag wurde übersetzt, gekürzt und erschien am 18.8.2016 unter dem Titel "Die Sporen des 'biologischen Tschernobyls'" in der Druckausgabe der Süddeutschen Zeitung sowie am 17.8.2016 im Internet. Ein Textvergleich zeigt die Vorgehensweise deutlich (V1521).

 

Schon durch die Übersetzung war für die SZ-Leser der Ursprung des Textes selbst durch Recherchen kaum herauszufinden. Zusätzlich wurde der Titel geändert. Schließlich erhielt der SZ-Beitrag eine Einleitung, die im amerikanischen Original nicht enthalten ist.

Der Textvergleich zeigt, dass der Beitrag in der SZ auf einen Auftrag von Science zurückgeht. Ein solcher Text darf aber Zeitungslesern weder ganz noch in Teilen als journalistisches Werk untergeschoben werden. Doch genau diese schon bei den oben genannten und anderen Autoren dokumentierte Vorgehensweise praktizierte auch Kupferschmidt.

 

Somit stellt sich etwa die Frage, ob die in den Texten zitierten Experten von der mehrfachen Verwertung ihrer Aussagen wussten und ob der jeweilige Autor überhaupt mit ihnen gesprochen hat. In diesem Fall werden Roland Grunow (Robert-Koch-Institut), Paul Keim (Northern Arizona University) und Matthew Meselson als Experten zitiert. Rückfragen in anderen Fällen haben ergeben, dass die Gesprächspartner entweder gar nicht über die Veröffentlichungen oder nicht über die spezielle Vorgehensweise der Autoren informiert waren.

 

Auch inhaltlich wird noch eingehend zu untersuchen sein, warum die amerikanischen Leser bestimmte zusätzliche Informationen erhalten haben, die in der SZ-Version gestrichen wurden.

Fallbeispiel "von China lernen"

Zur mehrfachen Verwendung hat Kupferschmidt seine Texte nicht immer aufwändig überarbeitet. In machen Fällen wurden Beiträge nur leicht modifiziert, mit neuem Titel versehen und ohne Verweis auf den Originaltext erneut veröffentlicht. Das Verfahren sei hier am Beispiel einer Veröffentlichung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dokumentiert, für die Kupferschmidt einige Beiträge geschrieben hat.

 

Der Originalbeitrag "Die Situation außerhalb von China macht uns wirklich sorgen" wurde am 1.3.2020 von der FAZ veröffentlicht. Einen Tag später erschien der Beitrag Kann Deutschland von China lernen? bei RiffReporter. Die erste Seite des Abgleichs V1520 wird nachfolgend gezeigt:

Im Originaltext wurden einige wenige Details und die Überschriften verändert, außerdem wurde der einleitende Absatz gestrichen. Abgesehen davon wurde der FAZ-Beitrag bei RiffReporter vollständig übernommen. Dabei fehlt jeglicher Hinweis auf die Originalveröffentlichung.

 

RiffReporter will nach eigenen Angaben "ein Projekt für lebendigen Qualitätsjournalismus" sein. Die Seite ist mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Es ist nicht bekannt ob die Seitenbetreiber wussten, dass Kupferschmidt nicht nur in diesem Fall einen manipulierten Text der FAZ veröffentlicht hat.

 

Andererseits kann wohl ausgeschlossen werden, dass der FAZ die Wiederverwendung bekannt war. Eine Zeitung wie die FAZ hätte eine solche kurzfristige Weiterverwendung ohne Verweis auf den Originalbeitrag sicher nicht erlaubt.

Auszeichnungen

Für seine journalistische Ausbildung und Autorentätigkeit hat Kai Kupferschmidt in kurzer Zeit relativ viele Stipendien und Auszeichnungen erhalten:

 

2008: Stipendium der Karl-Gerold-Stiftung (KGS) für eine Ausbildung an der Berliner Journalistenschule (BJS). Die Lährgänge an der BJS waren kostenlos, die Stipendien der KGS waren regelmäßig an die Bedingung der Bedürftigkeit der Stipendiaten geknüpft.

 

2010: Reisestipendium der Robert-Bosch-Stiftung zu einer Tagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS).

 

2010: McCloy Stipendium des American Council on Germany (ACG). Das ACG ist eine angeblich unabhängige Stiftung zur Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

 

2010: ARGUS-Medienpreis der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) für den Beitrag "Stumpfe Wunderwaffen" (Der Tagesspiegel, 14.9.2009).

 

2012: Publizistikpreis der GlaxoSmithKline-Stiftung für den Beitrag "Psychedelische Highlung" (Der Tagesspiegel, 20.1.2011).

 

2013: Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung für den Beitrag "Positiv und Negativ - die Angst vor HIV" (Der Tagesspiegel, 1.12.2012).

 

2016: Recherchestipendium Fleiß und Mut e.V. und Mercator (mit Kerstin Hoppenhaus und Christian Reminger), dotiert mit insgesamt bis zu 28.000 Euro.

 

2017: MEMENTO Journalistenpreis für vernachlässigte Krankheiten in Form eines Recherchestipendiums zur Parasitenerkrankung Drakunkulose.

 

2020: Förderung von drei Podcast-Folgen (zusammen mit Laura Salm-Reifferscheidt) durch den WPK-Recherchefonds Covid-19. Der Fonds wird durch "großzügige Zuwendungen" der Kuratoriumsmitglieder finanziert: Volkswagen Stiftung, Klaus-Tschira-Stiftung, Max-Planck-Gesellschaft, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Leibniz Gemeinschaft, Fraunhofer Gesellschaft, Forschungszentrum Jülich, Helmholtz-Zentrum Potsdam.

 

Kupferschmidt scheint sich regelmäßig um Auszeichnungen zu bemühen. Nach vorliegenden Unterlagen hat er sich mit dem Beitrag "Die Angst vor kranken Flüchtlingen" (Süddeutsche Zeitung, 19.4.2016) um den mit insgesamt 3000 Euro dotierten Journalistenpreis 2017 der Stiftung AtemWeg beworben. Dieser Beitrag für die Süddeutsche Zeitung basierte auf einer Berichterstattung für Science vom 22.4.2016 ("Refugee crisis brings new health challenges"). Offenbar hatte Kupferschmidt dazu im Auftrag von Science eine Konferenz der Europäischen Gesellschaft für klimische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten in Amsterdam besucht.

 

Insgesamt ist diese Bilanz bisheriger Auszeichnungen sehr ansehnlich. Vergleichsweise dazu fällt etwa die Bilanz von Hartmut Wewetzer nach 22-jähriger Tätigkeit für den Tagesspiegel (1995 bis 2017) mickrig aus. Laut Wikipedia konnte Wewetzer nur einen zweiten Platz beim Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus (1998) sowie einen Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2008) einheimsen.

 

In jedem Fall ist verblüffend, dass die Stifter der Preise die unseriöse Arbeitsweise Kupferschmidts und die offensichtlichen Unstimmigkeiten im Lebenslauf nicht erkannt haben oder möglicherweise nicht sehen wollten.

14.12.2020 / Letzte Änderung:

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