Seit Gründung (1996) bis heute besetzt Annegret Kreutzmann, die sich zumeist Anne nennt, die Position der Chefredakteurin des Solarmagazins Photon. Außerdem fungierte sie als Gesellschafterin und Geschäftsführerin diverser Firmen der Photon Gruppe. Die inzwischen zahlreichen Pleiten von Photon Firmen gingen an Kreutzmann bisher scheinbar spurlos vorbei. Anne Kreutzmann scheint die ewige Chefredakteurin Photons zu sein.
1996 wurde der Solar-Verlag in Aachen gegründet. Zweck der Gesellschaft war zunächst die Produktion und Verbreitung des Solarmagazins Photon. Es kursiert die Behauptung, dass Anne Kreutzmann das Fachmagazin gegründet und zu einer Erfolgsgeschichte gemacht habe. Die Sonnenzeitung, ein österreichisches Magazin, schrieb sogar:
Zitat: Sie [Anne Kreutzmann] hat ein bedeutendes Publikumsorgan für Photovoltaik aus dem deutschen Boden gestampft. Die Monatszeitschrift "Photon" hat mehr als einen respektablen Umfang erreicht. (Sonnenzeitung, 2 / 08, S. 20)
Für diesen angeblichen Erfolg wurden Kreutzmann und Photon auch mit Preisen ausgezeichnet. So ehrte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Kreutzmann mit dem DUH-Umwelt-Medienpreis 2007. In einer Pressemitteilung vom 10.12.2007 wurde die Chefredakteurin als "Solarstrom-Pionierin" und "Photon-Gründerin" bezeichnet. Ansprechpartner bei der DUH war der damalige Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dr. Gerd Rosenkranz.
Stutzig macht jedoch schon, dass Kreutzmann 1996 praktisch alle Voraussetzungen für den Posten der Chefredakteurin eines Fachmagazins fehlten. Sie verfügte weder über Berufserfahrung, noch über eine journalistische Ausbildung. Stattdessen war Kreutzmann bis 1996 wohl noch Studentin und "Greenpeace-Aktivistin". Jedenfalls wurde Kreutzmann in einem Bericht der taz vom 24.11.1993 so bezeichnet. Autor dieses Artikels war eben jener Gerd Rosenkranz, der Kreutzmann Jahre später im Namen der DUH für die angeblich erfolgreiche Photon-Gründung auszeichnen sollte.
Jedoch kann keineswegs davon gesprochen werden, dass Anne Kreutzmann Photon gegründet hätte. Im Gegenteil, wie sich aus den Veröffentlichungen und der Geschichte Photons erschließen lässt, war Kreutzmann nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort und schien die beste Besetzung für den Photon Chefsessel zu sein. Journalistische Erfahrung war nicht gefragt, denn über die verfügten die Initiatoren des Projekts Photon selbst. Photon war quasi eine Ausgründung der Tageszeitung taz. Die Gründung erfolgte auch mit weiterer Unterstützung: der aufstrebenden Solarbranche, der Politik und anderer Helfer. Nur so erklärt sich, dass ein Greenhorn wie Anne Kreutzmann das Projekt Photon überhaupt an den Start bringen konnte.
Auch ohne Berufserfahrung hatte sich Anne Kreutzmann bis 1996 Zugang zu einem Netzwerk verschafft. Sie war nicht nur Greenpeace-Aktivistin, sondern auch Mitglied im Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV). Mitbegründer und Motor des SFV war und ist Wolf von Fabeck. Unter von Fabecks Leitung hatte es Kreutzmann zur Stellvertreterin des 2. Vorsitzenden und Pressesprecherin des SFV gebracht.
Für den Solarbrief, das SFV-Vereinsblatt, verfasste Kreutzmann von 1993 bis 1995 13 Artikel. In ihrem ersten Bericht besprach Kreutzmann das damals aktuelle Buch Sonnenstrategie von Hermann Scheer. Der 2010 verstorbene Scheer war der politische Motor der SPD der Energiewende. Insbesondere setzte sich Scheer als Präsident von Eurosolar, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, für die Photovoltaik ein. Kein Wunder, dass die Buchrezension Kreutzmanns positiv ausfiel.
Das Buch sollte nichts erläutern oder begründen. Für Scheer stand fest, dass regenerative Energien alternativlos waren. Entsprechend zitierte Scheer in seinem Buch Max Planck:
Zitat: "Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß die
Gegner allmählich aussterben." (Solarbrief 3 / 1993, S.
9)
Der Ansatz darf getrost ideologisch und dogmatisch genannt werden. Andersdenkende sollten ignoriert und beiseite geschoben werden. Dabei übersahen (oder ignorierten) Kreutzmann und Scheer, dass der gesellschaftliche Wandel keine wissenschaftliche Aufgabe ist, sondern eine politische, und dass Politiker der Allgemeinheit durchaus Erklärungen schuldig sind. Das gilt insbesondere für die enormen Lasten, die die Menschen zur Finanzierung der Energiewende zu stemmen haben.
Damaliges Hauptziel der Solarfreunde war die Einführung einer kostendeckenden Vergütung für Solaranlagen. Auch der SFV trat vehement dafür ein. Anfang 1994 berichtete Anne Kreutzmann über den Sachstand.
Im Solarbrief meldete sich Anne Kreutzmann letztmalig im Juni 1995 zu Wort. Danach war in dem Vereinsblatt nie wieder etwas von ihr zu lesen. Der Solarbrief verschwieg auch die Gründung Photons und die ersten unter Kreutzmanns Leitung veröffentlichten Ausgaben. Eine Erklärung folgte jedoch später. Laut einer Mitteilung des SFV-Vorstands vom Dezember 1996 hatten sich der SFV und Kreutzmann im Streit getrennt.
In dem Beitrag Streit unter Solarfreunden? äußerte sich der SFV-Vorstand enttäuscht, dass Photon den SFV und andere Solarstrom-Initiativen bis dahin "demonstrativ" missachtet hatte. Der SFV vermutete "persönliche Verärgerung" und sprach von einem "Kleinkrieg", der seiner Ansicht nach der gemeinsamen Sache schon Schaden zugefügt hatte.
In der nächsten Photon-Ausgabe fand sich keine Antwort Kreutzmanns auf diesen Artikel, den man als ausgestreckte Hand Fabecks hätte betrachten können. Doch in der übernächsten Ausgabe, im März 1997, antwortete Kreutzmann auf ihre Art. Als Titelthema wurde über Solarvereine in Deutschland berichtet. Angesichts der Vorgeschichte hätte man eine Berichterstattung über den SFV hier an erster Stelle erwarten können. Doch weit gefehlt, wiederum wurde der SFV tot geschwiegen und nur in einer Zeile einer tabellarischen Aufstellung, sozusagen unter ferner liefen, gelistet.
Stattdessen berichtete Photon auf mehreren Seiten über den Umschalten e.V., den Sonnenenergie Neckar-Alb e.V. und die Hammelburger Solarstrom GmbH mit ihrem damaligen Geschäftsführer Hans-Josef Fell. Einige weitere Solarvereine wurden in der nebenstehend einsehbaren Einleitung zumindest namentlich gewürdigt.
Diese Berichterstattung Photons über Solarvereine in Deutschland kann durchaus als Antwort und Bestätigung Kreutzmanns auf den Beitrag Streit unter Solarfreunden? betrachtet werden - und als Nachtreten gegen ihren früheren Mentor Wolf von Fabeck.
Gleichzeitig brach Kreutzmann auch kurzerhand mit ihrer Vergangenheit als Greenpeace-Aktivistin. In der Photon Ausgabe März 1997 bezeichnete sie in einem Kommentar eine Greenpeace-Kampagne zur Förderung der Solarenergie als Flop. Offenbar war bei Greenpeace Sven Teske zuständig, dieser wurde im Text aber kein einziges mal namentlich genannt. Vorgestellt wurde Teske als "Solarkampaigner mit selektiver Wahrnehmung" nur mit seinem Nachnamen und mit einem schlechten Foto.
In der nächsten Photon Ausgabe vom Mai 1997 wurde die Greenpeace-Strategie zur Förderung der Photovoltaik nochmals zerpflückt. Damit war das Kapitel Greenpeace für Anne Kreutzmann offenbar abgehakt.
Parallel zu ihrer Autorentätigkeit für den SFV schrieb Kreutzmann ab 1995 auch für die Tageszeitung taz. 1995 veröffentlichte die taz mindestens 13 Artikel Kreutzmanns. In einem Beitrag vom 25.3.1995 verwies Kreutzmann in der taz erst- und wahrscheinlich letztmalig auf den SFV. Von 1996 bis 2000 folgten mindestens 26 weitere taz-Artikel Kreutzmanns. Aus den Jahren 2001 bis 2006 liegen bisher 4 Veröffentlichungen vor. Kreutzmann unterhielt also schon ab 1995 gute Verbindung zur taz.
Eine eingehende Betrachtung der damaligen Berichterstattung zeigt, dass Photon hauptsächlich von taz-Autoren aufgebaut und getragen wurde. Allen voran wären hier Ralf Köpke, Bernward Janzing und der schon genannte Gerd Rosenkranz zu nennen. Köpke und Janzing gehörten zeitweilig zu den produktivsten Autoren des Magazins. Nicht zu vergessen sind auch Jochen Siemer und Andreas Lohse, die von der taz zu Photon wechselten und noch heute als leitende Redaktionsmitglieder im Photon-Impressum genannt werden.
Noch vor der Erstveröffentlichung bezeichnete die taz Photon als eine Lösung für viele Fragen. Woher wusste man dies bei der taz schon im voraus? Eine Erklärung mag sein, dass der Bericht eben von jenem Andreas Lohse verfasst worden ist, der von Beginn an auch für Photon tätig war.
Auch über den Start der englischsprachigen Ausgabe Photon International berichtete die taz vorab mit dem Artikel "Photon" jetzt für die ganze Welt.
Für die gute Zusammenarbeit in den ersten Jahren sprechen auch Werbenzeigen. Beispielhaft sei hier auf eine Kampagne im Sommer 2000 verwiesen. Mit ganzseitigen Anzeigen rückten Photon und taz sich gegenseitig in das beste Licht.
Somit kann sicher nicht davon gesprochen werden, dass Anne Kreutzmann Photon gegründet hätte. Vielmehr muss Photon als Ausgründung der taz betrachtet werden. Ein profilierter und erfahrener Redakteur der taz kam für die Position des Chefredakteurs jedoch aus naheliegenden Gründen nicht in Frage. Von Beginn an galt es, den Anschein der Unabhängigkeit Photons zu wahren. Als noch fast unbeschriebenes Blatt mit guten Beziehungen in der Branche war Anne Kreutzmann deshalb die ideale Kandidatin für die Redaktionsleitung. Die genannten und weitere Steigbügelhalter installierten sie als angeblich unabhängige Chefredakteurin an der Spitze Photons.
Von Beginn an wurde Photon auch von politischer Seite unterstützt. Der Satz gilt allerdings auch umgekehrt: offensichtlich wurde Photon von der Politik instrumentalisiert. An erster Stelle wäre hier wiederum Hermann Scheer zu nennen. Schon in der zweiten Photon-Ausgabe vom Mai 1996 veröffentlichte Kreutzmann eine Diskussion über das 100.000-Dächer-Programm der SPD. Die Diskussionsrunde war recht klein geraten. Sie bestand nur aus Scheer und einem weiteren Teilnehmer, dem Photon Herausgeber Philippe Welter, der natürlich nicht zu den Gegnern der Solarenergie oder gar den Kritikern Scheers zu zählen war. So konnte sich Scheer auf 4 Seiten von seiner besten Seite präsentieren und seine politischen Ziele ausführlich erläutern.
Im Mai 1997 veröffentlichte Photon eine weitere Diskussionsrunde, diesmal ging es um Parteien zur Solarenergie. Nun saßen neben Hermann Scheer auch Michaele Hustedt (Bündnis 90/Die Grünen) und Kurt-Dieter Grill (CDU) mit am Tisch. Scheer durfte die Berichterstattung mit einem Exkurs über die "Rückstellungen der Energieversorger" abschließen.
In der Folge berichtete Photon immer wieder über politische Entwicklungen und insbesondere über Hermann Scheer. Anlässlich seines Todes charakterisierte Photon Scheers Rolle für die Entwicklung des Magazins wie folgt:
Zitat: Es gab Zeiten, in denen monatelang keine PHOTON-Ausgabe ohne Hermann Scheer auskam. Wenn es um solare Energiepolitik ging, wurde niemand so häufig zitiert wie der Eurosolar-Präsident, SPD-Bundestagsabgeordnete und Träger des Alternativen Nobelpreises. (Photon 11 / 2010, S. 6)
Zur Erreichung der eigenen Ziele war dem Eurosolar-Präsidenten offenbar keine Aktion zu plump. Im November 1997 revanchierte sich Scheer bei dem angeblich unabhängigen Fachmagazin. Zu der Zeit waren gerade einmal 11 Nummern erschienen, schon wurde die Redaktion mit dem Eurosolarpreis geehrt.
Mit dem Preis wurden laut Scheer "herausragende innovative Projekte und Initiativen" ausgezeichnet. In der eigenen Berichterstattung verklärte sich die Redaktion selbst zu "Idealisten", also einer Versammlung selbstloser Vorkämpfer mit hehren Zielen. Dazu setzte sich Anne Kreutzmann auch bildlich an der Seite Scheers und anderer Unterstützer in Szene.
Auf diese Weise kann sicher keine redaktionelle Unabhängigkeit gefördert werden, stattdessen wurden ohnehin vorhandene Abhängigkeiten verstärkt. Es ist festzuhalten: für die Redaktion eines wirklich unabhängigen Fachmagazins hätte sich die Teilnahme an einem solchen Theater und die Entgegennahme des Preises schlicht von selbst verboten.
Offenbar hielt Scheer, der genau genommen zu den Mitbegründern Photons gezählt werden muss, die Medien insgesamt für käuflich und seine Vorgehensweise für legitim. Entsprechend ist bekannt, dass Scheer auch mindestens eine Berichterstattung über die Eurosolar-Preisverleihung 2002 und eine Werbung für sein damals aktuelles Buch für 6.000 Euro gekauft haben soll.
Es ist kein Wunder, dass Anne Kreutzmann als Mitglied des beschriebenen Netzwerks auch die von Ralf Köpke bei Neue Energie eingeführte bevorzugte Methode der Textproduktion kennen lernen sollte. Entsprechend wurden ab 1997 auch Beiträge Kreutzmanns mit der taz "geteilt", womit erneut die guten Beziehungen Photons zu der Tageszeitung belegt wären.
Nachfolgend eine Aufstellung beispielhafter Veröffentlichungen, die Anne Kreutzmann als Chefredakteurin Photons auch für die taz verfasst hat. Die taz-Beiträge waren meistens stark gekürzte Plagiate der Photon-Berichte. In der Regel verschwieg die taz ihren Lesern Hintergrundinformationen über die Autorin, insbesondere über ihre Rolle als Photon-Chefredakteurin. In fast allen Fällen fehlte jeglicher Verweis auf die ausführlicheren Photon-Berichte.
Text 1 |
Text 2 |
Typ | Kommentare |
taz: (23.8.1997) |
Photon: (9 / 1997) |
P-0/75 |
EU-Fördermittel für erneurbare Energien Eigenplagiat, manipuliert, erweitert. Die taz stellte Kreutzmann als Photon-Chefredakteurin vor, kein Verweis auf den erweiterten Photon-Bericht. |
Photon: (5 / 1998) |
taz: (16.5.1998) |
W-1/100 |
Gründung des Branchenverbands UVS Wiederholung des Originaltextes, leicht gekürzt. Die taz stellte Kreutzmann nicht als Photon-Chefredakteurin vor. |
taz: (6.2.1999) |
Photon: (3 / 1999) |
P-1/30 |
Schlechte Erfahrung bei der Vermarktung von Ökostrom Eigenplagiat, erheblich erweitert. Die taz stellte Kreutzmann nicht als Photon-Chefredakteurin vor, kein Verweis auf den erheblich erweiterten Photon-Bericht. |
Photon: Rückwärts wäre ein Schritt voraus (7 / 1999) |
taz: (6.2.1999) |
P-2/90 |
Rückwärts laufende Stromzähler Eigenplagiat, erheblich gekürzt. Die taz stellte Kreutzmann nicht als Photon-Chefredakteurin vor, kein Verweis auf den erheblich umfassenderen Photon-Bericht mit Kommentar des Anwalts Matthias Stötzel. |
Photon: (1 / 2005) |
taz: (23.6.2005) |
P-6/99 |
Fertighäuser mit Photovoltaikanlagen in Kalifornien Eigenplagiat. Die taz stellte Kreutzmann nicht als Photon-Chefredakteurin vor, kein Verweis auf den Photon-Originalbericht. |
Typ: P: Plagiat, W: Wiederholung
Die Aufstellung ist unvollständig. |
2006 war ein Wendejahr für Photon. Bisher hatte das Magazin ein weitgehend positives Bild der Branche und ihrer Protagonisten gezeichnet. Doch ab 2006 wurden bestimmte Firmen auch scharf kritisiert. Spezialist für diese kritischen und investigativen Berichte war zunächst Andreas Schlumberger und nach dessen Wechsel zur Firma Kaco Ines Rutschmann. Rutschmann verfasste zahlreiche aggressive Berichte. Sie war auch zuständig für die neue Rubrik Murks des Monats, in der Photon laufend über die "ungelösten Fälle" berichtete und die betroffenen Firmen so regelrecht an den Pranger stellte. Offensichtlich hatte die Redaktionsleitung 2006 einen Strategiewechsel eingeleitet.
Ab 2006 haben sich die Pfade Kreutzmanns und ihrer Unterstützer auch getrennt. Die Trennung deutete sich zunächst nur an: im März 2006 veröffentlichte die taz den bisher letzten Beitrag Kreutzmanns und im Dezember verabschiedete sich Andreas Lohse mit einem letzten Wort gänzlich von der taz in Richtung Photon. Lohse war unter anderem Chefredakteur von Haus & Energie, einem Schwestermagazin Photons. In der Verabschiedung von seinen taz-Kollegen bezeichnete Lohse Haus & Energie allen ernstes als "Verbrauchermagazin". Tatsächlich war die Publikation vollgestopft mit Werbeanzeigen und angeblich redaktionellen Werbetexten. Damit war das Magazin schlicht ein buntes Marketinginstrument der Solarbranche.
Gerd Rosenkranz, der sicher auch zum Photon Gründungsteam der taz gezählt werden darf, durfte im Juni 2008 letztmalig einen Kommentar für Photon schreiben. Ralf Köpke und Klaus Sieg, die als Abgesandte der Lobbyverbände in Photon und ihren Schwesterzeitschriften "berichteten", wurden ebenfalls 2008 aus dem Autorenkreis aussortiert. Bernward Janzing durfte in Haus & Energie noch bis Anfang 2010 schreiben, dann war auch für ihn Schluß als Autor der Photon Gruppe.
Schließlich eskalierte der Streit in persönlichen Anfeindungen. 2010 herrschte längst Eiszeit zwischen Anne Kreutzmann und Hermann Scheer. Aus der Berichterstattung lässt sich erschließen, dass Scheer in dem Jahr wohl keinerlei Kontakt zu Kreutzmann hatte.
Was war geschehen? Warum haben sich die Wegbereiter der Photovoltaik derart zerstritten? 2006 war die kostendeckende Vergütung für Solarstrom in Deutschland längst flächendeckend via Erneuerbarem-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt, die Branche hatte sich besser als erwartet entwickelt. Eine weitere boomartige Entwicklung war abzusehen. Auch Photon hatte profitiert. Der Verlag hatte Tochtergesellschaften gegründet und weitere Geschäftsfelder erschlossen. Eigentlich wäre dies ein Grund zur Freude für alle Beteiligten gewesen.
Offensichtlich erregte die Photon Berichterstattung in der Solarwelt trotz des bis dahin guten Erfolges immer mehr Mißfallen. Zunächst erzürnte Kreutzmanns durchaus nachvollziehbare Forderung nach einer Reduzierung der Preise die Branche. Trotz der guten Entwicklung waren die Preise für Solarmodule kaum gefallen, teilweise sogar gestiegen. Es war jedoch das erklärte Ziel, die Preise zu senken, damit Solarstrom konkurrenzfähig werden konnte. Im Januar 2006 forderte Kreutzmann Preise runter!, und im Juli erläuterte sie in einem weiteren Editorial ihre Ansicht und aktuelle Reaktionen. Hier sprach Kreutzmann auch von "erbosten Anzeigenkunden", die mit der "Photon-Politik" nicht einverstanden gewesen seien.
Noch mehr Widerspruch erntete Photon 2007 mit dem Bericht Das 150-Milliarden-Euro-Ding. Damit warnte Photon vor Förderkosten von bis zu 150 Milliarden Euro bei ungebremster weiterer Branchenentwicklung. Konfrontiert mit dieser horrenden Zahl soll Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), "wie ein HB-Männchen" in die Luft gegangen sein.
Aber die Sorgen Photons waren berechtigt. Angesichts ausufernder Kosten drohte der Photovoltaik ein Akzeptanzverlust und letztlich das Scheitern der breiten Markteinführung. Schließlich zeigte auch die weitere Entwicklung, dass die Zubauzahlen und damit die Belastungen für die Allgemeinheit weit höher ausfielen als geplant.
Die Sonnenzeitung brachte 2008 unter dem Titel Anne Kreutzmann - die trojanische Stute der Photovoltaik? eine Zusammenfassung der Situation. Demnach hatten sich inzwischen alle früheren Unterstützer, angefangen bei Wolf von Fabeck vom SFV bis hin zu Hermann Scheer gegen die Chefredakteurin gewendet.
Der SFV hatte mit einer ausführlichen Replik die Photon-Berichterstattung angegriffen. In dem Text wurde Kreutzmann jedoch kein einziges mal namentlich erwähnt.
Dafür wurde die Photon Chefredakteurin vielfach von anderer Seite persönlich als "Nestbeschmutzerin" beschimpft. Karl-Heinz Remmers war dieser Begriff vielleicht noch nicht beleidigend genug. Der Vorstandsvorsitzende der Solarpraxis AG, die besonders vom Solarboom profitiert hatte, diffamierte Photon und Kreutzmann gleich als "Aktenträger der Solarfeinde".
Dagegen hielt Hermann Scheer sich noch zurück. Aber auch dessen Bewertung ("Was Kreutzmann betreibt sind Glasperlenspiele") war alles andere als ein schmeichelhaftes Kompliment.
Im Januar 2010, zehn Monate vor seinem Tod, war Kreutzmann für Scheer offensichtlich nicht mehr zu sprechen. Scheer musste auf den Rückruf eines Redakteurs warten, um eine Beschwerde mitzuteilen. Letztlich erhielt er nur die Möglichkeit, mit einem Leserbrief eine seiner Meinung nach unsachliche Darstellung richtig zu stellen.
Deutlicher kann die Entwicklung kaum veranschaulicht werden: Annegret Kreutzmann hat Hermann Scheer, ihren persönlichen Mentor, den Photon Gründungspaten und "Sonnengott" der SPD, in dessen Todesjahr vollständig ignoriert und zum schlichten Leserbriefschreiber degradiert.
20.3.2017 / Letzte Änderung: